Muss es im Tantra jeder mit jedem machen?

Ein weit verbreitetes Missverständnis über Tantra ist, dass es um sexuelle Freiheit geht, bei der es „jeder mit jedem“ während der Rituale oder Übungen tun muss. Dieses Bild ist jedoch eine Vereinfachung dessen, worum es im Tantra wirklich geht. Obwohl Tantra die Energie der sexuellen und spirituellen Verbindung anerkennt, stehen die persönliche Entscheidung, der Respekt vor Grenzen und die tiefere spirituelle Entwicklung immer im Mittelpunkt. In diesem Blog spreche ich darüber, wie die Partnerwahl im Tantra funktioniert, insbesondere bei Kama Tantra. Dabei geht es auch um die Bedeutung der Selbsterkenntnis und darum, wie man sich für neue Erfahrungen öffnen kann, ohne Erwartungen und Projektionen an die andere Person zu stellen.

Worum geht es beim Tantra wirklich?

Beim Tantra geht es darum, eine bewusste Beziehung zu deiner eigenen Energie und der des anderen zu entwickeln, nicht nur körperlich, sondern auch spirituell und emotional. Obwohl sexuelle Energie eine Rolle spielen kann, ist Tantra viel breiter und tiefer als nur sexuelle Rituale. Es ist ein Weg zur Selbsterkenntnis und zum spirituellen Wachstum. Die Vorstellung, dass Tantra einfach „freie Liebe“ bedeutet, beruht auf Missverständnissen, die vor allem in der westlichen Welt entstanden sind. Ein wichtiger Teil des Tantra ist es, sowohl die eigenen Grenzen als auch die der anderen zu respektieren, unabhängig von der Art des Rituals oder der Übung.

Grenzen und Selbsterkenntnis bewahren

Eines der Grundprinzipien des Tantra ist es, die eigenen Grenzen zu spüren und zu wahren. In einigen tantrischen Ritualen, wie z.B. der Chakra Puja (einem Gruppenritual), werden die Teilnehmenden ermutigt, sich für die Energie anderer zu öffnen, aber das geschieht immer auf der Basis von Freiwilligkeit und Respekt vor den persönlichen Grenzen. Niemand wird gezwungen, etwas zu tun, womit er nicht einverstanden ist. Selbsterkenntnis ist hier wichtig. Bevor du an einem Ritual oder einer Übung teilnimmst, ist es wichtig zu spüren, wo deine Grenzen liegen. Das kann durch Hineinspüren in dich selbst, Meditation, tantrische Übungen oder einfaches Nachdenken geschehen. Wenn du deine Grenzen kennst, kannst du sie deinem Partner mitteilen und eine sichere und respektvolle Umgebung schaffen.

Bei Kama Tantra wird dieses Bewusstsein durch einen Verhaltenskodex während der Workshops gestärkt. Dieser Kodex unterstreicht die Bedeutung von Zustimmung und Selbstverantwortung in jeder Interaktion, sowohl körperlich als auch emotional. Die Teilnehmer/innen werden dazu angehalten, ihre persönlichen Grenzen klar zu kommunizieren und zu respektieren.

Offen sein für neue Erfahrungen

Tantra ermutigt dazu, offen zu sein und neue Erfahrungen zu machen, aber immer innerhalb der Grenzen, die du dir selbst setzt. Das kann bedeuten, dass du bei einem Ritual oder einer Übung aus deiner Komfortzone gehst, aber es ist wichtig, dass du dies in deinem eigenen Tempo tust. Es geht nicht darum, dich zu zwingen, sondern dich für das zu öffnen, was in diesem Moment möglich ist, ohne zu urteilen. Neue Erfahrungen im Tantra zu machen, bedeutet nicht, dass du dich mit jedem körperlich verbinden musst. Vielmehr geht es um die Absicht und die Energie, die ihr miteinander teilt, wobei ihr euch auf das Spirituelle und nicht auf das Körperliche konzentriert.

Erwartungen loslassen und Projektionen vermeiden

Eine der wichtigsten Lektionen im Tantra ist das Loslassen von Erwartungen und das Vermeiden von Projektionen auf die andere Person. Oft haben wir unbewusst Erwartungen, wie sich eine andere Person verhalten oder wie ein Ritual ablaufen sollte. Diese Projektionen können unsere Erfahrung behindern und zu Frustration oder Enttäuschung führen. Im Tantra lernst du, den anderen so zu akzeptieren, wie er oder sie ist, ohne zu verlangen, dass er oder sie deine persönlichen Erwartungen erfüllt. Das bedeutet, die andere Person ohne die Brille deiner eigenen Wünsche oder Ängste zu sehen und dich für die Realität des Augenblicks zu öffnen.

Die Göttlichkeit im anderen anerkennen

Ein sehr wertvoller Teil der tantrischen Spiritualität ist das Erkennen der Göttlichkeit in der anderen Person. Jede Person, unabhängig von ihrem Aussehen, Geschlecht oder Hintergrund, wird im Tantra als eine Manifestation des Göttlichen gesehen. Das bedeutet, dass du, egal ob du mit einem festen Partner oder einem anderen Teilnehmer an einem Ritual zusammen bist, immer versuchst, die Göttlichkeit in der anderen Person zu sehen und zu ehren. Das schafft eine tiefere spirituelle Verbindung und ein größeres Gefühl von Respekt und Wertschätzung. In diesem Zusammenhang geht es nicht um die körperliche Form, sondern darum, den anderen als gleichwertiges, göttliches Wesen zu erleben.

Bei Kama Tantra geht es um Wahlfreiheit und Respekt

Die Vorstellung, dass jeder im Tantra mit jedem anderen zusammen sein „muss“, ist ein Trugschluss. Im Tantra geht es um Selbsterkenntnis, Respekt vor Grenzen und tiefe, spirituelle Verbindungen. Die Partnerwahl ist immer freiwillig und basiert auf gegenseitigem Respekt. Indem du dich für neue Erfahrungen öffnest, Erwartungen loslässt und die Göttlichkeit im anderen anerkennst, ermöglicht dir Tantra, dich auf eine Reise des persönlichen Wachstums und der spirituellen Bereicherung zu begeben, ohne deine eigenen Grenzen zu überschreiten.

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