Tantrisches Spielen, Fantasie und Realität verbunden in Non-Dualität

Spielst du noch? Ich meine richtig spielen: kein Brettspiel mit Regeln, kein Fußball. Ein freies Spiel, das aus deiner Fantasie kommt, ein Spiel, das nirgendwohin führt und dich trotzdem überallhin mitnimmt. Ich hatte es lange verloren und habe jahrelang nach diesem Gefühl gesucht, in dem mein Körper spielen will, noch bevor ich es selbst merke. Ein Grinsen erscheint, meine Finger tasten, mein Atem verändert subtil seinen Rhythmus. In solchen Momenten wird mir klar, dass Verspieltheit mehr ist als Entspannung – sie ist eine Lebensweise. Das ist tantrisches Spielen.

In diesem Artikel teile ich, wie ich das Spielen aus dem Shaiva Tantra erlebe: als Tor zu Sinnlichkeit, Hingabe, Energie … und vor allem zur Verbindung mit anderen und mit mir selbst. Das Spiel bringt mich in meinen Körper und öffnet mich für den lebendigen Fluss des Lebens. Man muss nichts können, außer sich trauen, zu fühlen. Gleichzeitig betont die non-duale Tradition, dass die Realität unserer Sinne und die Welt unserer Fantasie beide Wellen im selben Bewusstsein sind – gleich real, gleich illusorisch.

Spiel als Tor zu Lila

Erinnerst du dich noch an das unbeschwerte Lächeln deiner Kindheit, den spielerischen Sprung ohne Grund oder das laute Lachen, das dir einfach so entfuhr? Im Shaiva Tantra nennen wir das Lila – das göttliche Spiel, mit dem das Universum sich selbst erschafft. Durch das Spielen aktivierst du dieselbe kreative Kraft, die Form und Energie in Bewegung setzt. Du musst nichts leisten oder planen. Deine Aufmerksamkeit reicht aus, um dir Zugang zu einem sakralen Tanz der Präsenz, Sinnlichkeit und Hingabe zu verschaffen.

Die Essenz des tantrischen Spiels

Tantrisches Spielen geht über Spiele hinaus: Es ist eine bewusste Lebenseinstellung. Drei Säulen bilden den Kern. Erstens: Präsenz. Dein Körper ist dein Kompass; spüre deinen Atem, deinen Herzschlag, die subtilen Reize auf deiner Haut. Zweitens: Vorstellungskraft. Fantasie ist keine Flucht, sie ist ein kreatives Instrument, das deine innere Welt mit der anderen in Kontakt bringt. Und drittens: Hingabe. Indem du die Kontrolle loslässt, wagst du es, dem spontanen Fluss der Empfindungen zu folgen, ohne zu urteilen oder Erwartungen zu haben.

Tantrisches Spielen in der Intimität

In der Erotik und im Liebesspiel entfaltet sich Verspieltheit auf ihre verführerischste Weise. Eine sanfte Liebkosung am Hals, eine leichte Berührung an der Innenseite des Handgelenks, ein Flüstern, das den Raum für Hingabe öffnet: Jede Geste wird zu einer Einladung. Wenn du spielst, entsteht ein Tanz des Gebens und Nehmens, in dem dein Verlangen und das deines Partners verschmelzen. In diesem Feld der gegenseitigen Abstimmung wächst die Spannung und Sinnlichkeit wird zu einem natürlichen Ausdruck der Verbindung.

Dich dem Körper hingeben

Tantrisches Spielen bedeutet, auf die Impulse des Körpers zu hören: die Hüfte, die sich bewegt, der Atem, der tiefer wird, der Klang, der geboren werden will. Keine feste Reihenfolge oder ein Skript, nur du und deine Empfindungen. In einem Moment der Liebe entdeckst du, was passiert, wenn du dich von der Weisheit deiner eigenen Energie leiten lässt. Du spürst, wohin du fließt, und lässt deinen Partner sich von den Wellen der sich entfaltenden Sehnsüchte mitreißen.

Die Kraft der Vorstellungskraft

Was du dir vorstellst, beeinflusst deinen Energiefluss. Ein einziger Gedanke kann ein Kribbeln auslösen. Ein inneres Bild kann eine Träne oder ein Verlangen hervorrufen. Im tantrischen Spiel ist Fantasie keine Flucht. Sie ist ein Tor zu körperlichem und emotionalem Kontakt. Sie aktiviert dieselben Sinne, die auf Berührungen reagieren – manchmal sogar noch intensiver.

Picasso hat es schon gesagt: „Wenn du es fantasieren kannst, ist es Realität.“ Diese Aussage kommt einer tiefen tantrischen Wahrheit sehr nahe: Unsere Erfahrung wird nicht nur durch das geprägt, was „tatsächlich“ geschieht, sondern auch durch das, was in uns lebt.

Tantrisches Spielen - Pablo Picasso zeichent eine Fantasie und kreiert so eine neue Realität.


Pablo Picasso war ein super spielerischer Künstler. Auf diesem Foto zeichnet er mit Licht. Seine Fantasie wird zu einer Realität, die zwar eine Illusion ist, aber trotzdem echt existiert.

Was ist echt? Spiel, Illusion und non-duale Realität

Nach der non-dualen Tradition – wie im Shaiva Tantra – sind sowohl Sinneswahrnehmungen als auch innere Erfahrungen Ausdruck ein und desselben Bewusstseins. Die Unterscheidung zwischen „innen” und „außen”, „echt” und „imaginär” ist letztlich ein Spiel des Geistes selbst.

Stell dir vor: Dein Partner berührt dich – deine Haut kribbelt. Aber stell dir auch vor, dass du nur an diese Berührung denkst – und dein Körper reagiert trotzdem. Ist der Unterschied zwischen diesen beiden wirklich so groß?

Tantra lädt dich ein, diese Unterscheidung loszulassen. Die Sinne und die Vorstellungskraft sind beide Tore zu lebendigem Kontakt. Spielen – sowohl in der Fantasie als auch in der körperlichen Erfahrung – wird dann zu einem direkten Zugang zu dem, was wirklich gefühlt wird, unabhängig davon, ob es „draußen“ oder „drinnen“ stattfindet. Alles, was Aufmerksamkeit bekommt, lebt.

Tantrisches Spielen im Alltag

Was du in der Intimität übst, kannst du in jede Begegnung mitnehmen. Ob du kochst, spazieren gehst, arbeitest oder redest, spiel die Rolle des aufmerksamen Teilnehmers. Hör mit Staunen zu, beweg dich aus Neugier, sprich aus deinem Herzen. So verwandelst du Routine in Ritual und entdeckst, dass das Sacrale in den kleinsten Momenten steckt. 

Spiel erweitert die Realität und macht dich lebendiger in allem, was du tust.Und auch das ist Kama Tantra: uralte Weisheit und Spiritualität in den Alltag von heute zu bringen.

Möchtest du diese Energie noch weiter erforschen? Du bist sehr willkommen bei unseren Seminaren.

In Kürze bieten wir ein intensives Wochenende an, in dem du Lila in deinem Körper, deiner Fantasie und deiner Beziehung zum Leben erweckst.

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